Judo

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Am Boden werden die Bodentechniken angewandt - Sgt. Donald Bohanner commons.wikimedia.org, CC0 1.0

Judo ist ursprünglich eine japanische Kampfkunst. Zwar ist diese Kunst in ihrer heutigen Form im Vergleich zu anderen Kampfkünsten noch ziemlich jung, aber ihre Verbreitung ist riesig. Judo wird in über 150 Ländern ausgeübt. Damit ist diese Kampfkunst die am weitesten verbreitete auf der ganzen Welt.


Philosophie

Wurf beim Judo

Das Wort Judo bedeutet übersetzt übrigens „Der sanfte Weg“. Das Ziel ist es, den Sieg durch „Nachgeben“ zu erringen. Dadurch kann die Kraft des Gegners, genauso wie seine Schwäche, genutzt werden.

Judo soll aber nicht nur zum Training des Körpers genutzt werden, sondern auch zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Es geht also um den bestmöglichen Einsatz von Körper und Geist. Das funktioniert aber nur, wenn beide im Einklang miteinander stehen.


Geschichte

Kano Jigoro, der Begründer des Judo

Judo als solches gibt es erst seit dem Jahr 1882. Der Sport ist also noch nicht einmal 150 Jahre alt. Die Wurzeln von Judo liegen allerdings in der Zeit zwischen 710 und 784 n. Chr., in japanischen Ringkämpfen.

Der direkte Vorfahre von Judo ist Jiu Jitsu, das es etwa seit dem 17. und 18 Jahrhundert gibt. Begründer von Judo und der ersten Judo-Schule ist Jigoro Kano. Sein Gedanke hinter der Kampfkunst war maximale Ergebnisse mit minimalem Kraftaufwand zu erreichen. Judo setzte sich in Japan erst durch, als Schüler von Kano traditionelle Jiu-Jitsu-Schüler besiegten. Dann ging die Verbreitung aber rasch. Bereits 1911 wurde die Kampfkunst in allen Mittelschulen als Pflichtfach unterrichtet. Seit 1933 gibt es Judo auch in Österreich. Damals kam Jigoro Kano nach Wien und hielt hier 2 Vorführungen ab. So richtig los mit dem Sport ging es in Österreich allerdings erst nach dem 2. Weltkrieg. Während des Krieges war die Ausübung von Judo verboten.

Der erste österreichische Judoverband wurde 1947 gegründet (Österreichischer Amateur Judoverband). Es folgten der Österreichische Judoverband und der Wiener Landesverband (1958).


Olympische Spiele

Datei:Judo EM 2010.jpg
Offizielles Logo der Judo EM 2010

Der Kampfsport Judo wurde sehr schnell so beliebt, dass er 1964 zum ersten Mal bei den Olympischen Spielen (in Tokio) vorgestellt wurde. Damals waren Frauen aber noch nicht zugelassen. Die weiblichen Judoka (Judokämpfer) mussten bis 1988 warten, bis sie ebenfalls an den Olympischen Spielen teilnehmen durften. Auch bei den Sommer Paralympics ist Judo seit 1988 für Männer und seit 2004 auch für Frauen fixer Bestandteil des Programms.

Es gibt einige Österreicher und Österreicherinnen, die in dieser Kampfkunst recht erfolgreich waren. Vor allem in den 1980er Jahren boomte Judo nachdem der Österreicher Peter Seisenbacher 1984 Olympiagold gewann. Es gelang ihm sogar, vier Jahre später seinen Titel zu verteidigen und nochmals bei den Olympischen Spielen zu siegen. Seisenbacher wurde übrigens in den Jahren 1984, 1985 und 1988 zum Sportler des Jahres gewählt. Heute ist er Präsident des Wiener-Judo-Landesverbandes.

Die derzeit erfolgreichsten Judokas Österreichs sind Claudia Heill (Olympiazweite in Athen 2002), Sabrina Filzmoser und Ludwig Paischer. Diese können sich im April 2010 bei der Europameisterschaft, die in Wien stattfindet, beweisen.


Kleidung (Judogi)

Ein blauer Anzug mit weißem Gürtel (Judogi)

Um Judo zu erlernen benötigst du keine Ausrüstung, aber die richtige Kleidung. Zum Schnuppern, ob dir diese Kampfkunst überhaupt gefällt, reicht aber auch ein normaler Trainingsanzug. Doch dann ist die richtige Kleidung wichtig, denn diese ist an den wesentlichen Stellen verstärkt und kann deshalb nicht so leicht reißen.

Die Kleidung besteht aus einer knöchellangen, weiten, weißen Baumwollhose (Zubon) und einer halblangen, weißen Jacke (Uwagi). Damit die Jacke nicht dauernd aufgeht, denn sie hat ja keine Knöpfe und auch keinen Reißverschluss, wird ein Gürtel (Obi) benötigt.


Gürtel

Gürtelfarben der Schülergrade

Der Judo-Gürtel (Obi) hält nicht nur die Jacke zusammen, sondern zeigt durch seine Farbe auch den Ausbildungsgrad des Judo-Kämpfers (Judoka). Anfänger tragen weiße Gürtel.

Es gibt Schülergürtel (Kyu) und Meistergürtel (Dan). Die Schülerfarben sind: weiß, gelb, orange, grün, blau und braun.

Bei den Meistergraden wird es etwas schwieriger, denn es gibt 5 Dan-Grade, die durch einen schwarzen Gürtel angezeigt werden. Damit diese unterschieden werden können, werden ab dem 2. Dan goldene Streifen am Gürtelende aufgenäht. Vom 6. bis zum 8. Dan ist der Gürtel rot-weiß und der 9. und 10. Dan ist rot.


Technik

Haltegriff am Boden

Beim Judo gibt es vier verschiedene Grundtechniken. Diese sind:

  • Wurftechniken (Nage Waza)
  • Bodentechniken (Katame Waza oder Ne Waza)
  • Falltechniken (Ukemi Waza)
  • Schlagtechniken (Atemi Waza)

Bei den Wurftechniken geht es darum, den Partner aus dem Gleichgewicht und auf den Boden zu bekommen.

Bei den Falltechniken lernen die Judoka, sich nach allen Seiten hin abzurollen und so zu fallen, dass es keine Verletzungen gibt.

Die Bodentechniken haben zum Ziel, den Partner mit beiden Schultern auf den Boden drücken und ihn dort zu halten. Je nachdem wie lange das gelingt, gibt es unterschiedliche Wertungen.

Schlagtechniken werden aber im modernen Judo erst ab dem 5. Schülergrad unterrichtet und dann auch nur entweder in Verbindung mit Selbstverteidigung oder in einer genau festgelegten Abfolge von Techniken.


Kampfziel

grafische Darstellung eines Wurfes beim Judo

Das Ziel des Zweikampfes beim Judo ist es, den Partner mit einer Wurftechnik zu Boden zu bringen. Davon gibt es übrigens mehr als 40 Stück. Damit das funktioniert, greifen sich die Judoka gegenseitig in die Jacken und versuchen sich aus dem Gleichgewicht zu bringen, denn nur wer aus dem Gleichgewicht geraten ist, kann auch zu Fall gebracht werden. Der Kampf – egal ob Übungskampf oder im Wettkampf – soll ohne Verletzung enden. Deshalb sind Schlagen, Beißen, Stoßen und Treten oder Kratzen verboten.

Ist der Wurf gelungen, so hat der Werfer gesiegt. Es kann auch sein, dass der Partner zwar zu Boden geht, aber der Kampf noch nicht gewonnen ist. Dann geht es halt am Boden weiter. Hier muss versucht werden, die Schultern des Partners auf den Boden zu drücken und sie dort zu halten. Dafür werden Ellbogenhebel oder auch genau gelernte Würgetechniken angewendet. Ein Sieg ist errungen wenn die Schultern des Partners 25 Sekunden den Boden berühren, oder wenn er durch Klopfzeichen aufgibt. Letzteres geschieht bei der richtigen Anwendung eines Ellbogenhebels oder einer Würgetechnik.


Wettkampf

Dieser Fußfeger könnte einen Ippon einbringen. Zumindest aber wird ein Waza-ari vergeben.

Gekämpft wird beim Judo auf mittelharten Matten. Dadurch haben die beiden Gegner einen sicheren Stand und schlagen trotzdem nicht so hart auf, wenn sie geworfen werden. Die Kampffläche ist unterschiedlich groß – je nach Altersklasse. Bei den Erwachsenen beträgt sie allerdings höchstens 10 x 10 Meter. Außen um die Kampffläche gibt es die so genannte Sicherheitsfläche, die eine andere Farbe hat. Diese hat eine Breite von 2 bis 3 Metern.

Die Dauer eines Kampfes beträgt je nach Altersklasse zwischen 2 und 4 Minuten. Steht es nach Ablauf dieser Zeit unentschieden, so wird bis zum so genannten Goldenen Punkt weitergekämpft. Diese „Verlängerung“ beträgt in der Regel die Hälfte der regulären Kampfzeit.

Beim Wettkampf gibt es insgesamt drei Kampfrichter. Einer (Mattenrichter) steht auf der Matte und regelt den Kampf. Die beiden Außenrichter sitzen an den gegenüberliegenden Ecken der Kampffläche. Alle drei zusammen bewerten den jeweiligen Kampf.


Wertungen

Wurf beim Judo

Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Wertungen.

Die höchste Wertung ist der Ippon (voller Punkt). Dieser wird vergeben, wenn ein Wurf schnell, kraftvoll und kontrolliert ausgeführt wird, wenn die Schultern des Gegners für 25 Sekunden am Boden festgehalten werden (durch eine Haltetechnik), oder wenn der Gegner durch Klopfzeichen aufgibt. Sobald ein Kämpfer den Ippon erhält, ist der Kampf beendet und gewonnen.

Die nächste Wertung ist der Waza-ari (halber Punkt). Zwei Waza-aris ergeben einen Ippon. Der Waza-ari wird vergeben, wenn beispielsweise der Rücken des Gegners nicht komplett auf dem Boden liegt, oder wenn er für mindestens 20 Sekunden auf dem Boden gehalten wurde. Einen halben Punkt gibt es auch für einen Wurf, wenn dieser nicht besonders sauber, oder nicht kontrolliert genug ausgeführt wurde.

Die nächst niedrigere Wertung ist der Yuko (technischer Vorteil). Es ist nicht möglich Yukos zu sammeln und damit einen Waza-ari oder gar einen Ippon zu erlangen.

Außerdem können beim Judo bei Verstößen gegen die Regeln noch Strafen (Shido) verhängt werden. Eine Strafe bedeutet für den Gegner eine Wertung. Diese können beispielsweise auch verhängt werden, wenn einer der Kämpfer über eine bestimmte Zeit keinen Angriff startet. Defensives Kämpfen ist also im Judo nicht besonders günstig.


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