Meister Hans Puchsbaum: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Geschichte spielt im Jahr 1435. Seit 300 Jahren waren die Leute beschäftigt, den [[Stephansdom]] zu vollenden. Das prächtige Mittelschiff war schon gebaut und auch der Südturm ragte hoch in den Himmel hinein. Meister Prachatitz war es, der die genialen Pläne für den hohen Turm entwickelte und auch die Bauaufsicht führte. Er war ein älterer Witwer, dessen ganzer Stolz seine wunderschöne Tochter Maria war. Er wohnte mit ihr gegenüber der Stephanskirche und behütete sie sehr. | Die Geschichte spielt im Jahr 1435. Seit 300 Jahren waren die Leute beschäftigt, den [[Stephansdom]] zu vollenden. Das prächtige Mittelschiff war schon gebaut und auch der Südturm ragte hoch in den Himmel hinein. Meister Prachatitz war es, der die genialen Pläne für den hohen Turm entwickelte und auch die Bauaufsicht führte. Er war ein älterer Witwer, dessen ganzer Stolz seine wunderschöne Tochter Maria war. Er wohnte mit ihr gegenüber der Stephanskirche und behütete sie sehr. | ||
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Meister Prachatitz konnte es in den nächsten Tagen kaum glauben. Puchsbaum begann tatsächlich mit dem Bau des Nordturmes. Das Gerüst wuchs schnell, Steine wurden geliefert und Mörtel gemischt. Unter allen Arbeitern war Hans der fleißigste. Er gönnte sich keine Pause. Tag und Nacht schuftete er an der Baustelle. Und das fleißige Arbeiten hatte auch sichtbare Erfolge, denn der Turm wuchs von Tag zu Tag. Hans Puchsbaum entwickelte ungeheure Kräfte aber noch eine Veränderung war feststellbar. Er war nicht mehr der fröhliche, positive, junge Mann von einst, nein, er wurde immer schweigsamer und in sich gekehrter. Man konnte ihn kaum mehr in Gesellschaft antreffen, er verbrachte die meiste Zeit alleine auf der Baustelle. Auch die WienerInnen machten sich bereits Gedanken über die Zustände rund um den Stephansdom. So fanden sie es gar nicht gut, dass nun auch sonntags gebaut wurde, denn dieser Tag war reserviert für den Kirchenbesuch. Außerdem vermuteten sie, dass Puchsbaum einen Pakt mit dem Teufel eingegangen war, denn es war schon übermenschlich, wie schnell der Turmbau voran ging. | Meister Prachatitz konnte es in den nächsten Tagen kaum glauben. Puchsbaum begann tatsächlich mit dem Bau des Nordturmes. Das Gerüst wuchs schnell, Steine wurden geliefert und Mörtel gemischt. Unter allen Arbeitern war Hans der fleißigste. Er gönnte sich keine Pause. Tag und Nacht schuftete er an der Baustelle. Und das fleißige Arbeiten hatte auch sichtbare Erfolge, denn der Turm wuchs von Tag zu Tag. Hans Puchsbaum entwickelte ungeheure Kräfte aber noch eine Veränderung war feststellbar. Er war nicht mehr der fröhliche, positive, junge Mann von einst, nein, er wurde immer schweigsamer und in sich gekehrter. Man konnte ihn kaum mehr in Gesellschaft antreffen, er verbrachte die meiste Zeit alleine auf der Baustelle. Auch die WienerInnen machten sich bereits Gedanken über die Zustände rund um den Stephansdom. So fanden sie es gar nicht gut, dass nun auch sonntags gebaut wurde, denn dieser Tag war reserviert für den Kirchenbesuch. Außerdem vermuteten sie, dass Puchsbaum einen Pakt mit dem Teufel eingegangen war, denn es war schon übermenschlich, wie schnell der Turmbau voran ging. | ||
− | Besonders traurig machte Hans Puchsbaum aber der Umstand, dass er Maria nicht mehr zu Gesicht bekam. Sie erhielt von ihrem Vater Ausgehverbot und durfte sich unter keinen Umständen mit ihrem Verlobten treffen. Immer wieder stand sie stundenlang an ihrem Fenster und beobachtete die Baustelle am Stephansplatz und hoffte, einmal kurz ihren Verlobten zu Gesicht zu bekommen. Einmal gelang es ihr sich aus dem Haus zu stehlen und sie schlich zur Turmbaustelle. Sie blickte zum Gerüst empor und entdeckte Hans. Auch dieser sah seine wunderschöne Maria am Fuße der Kirche stehen. Voller Freude rief er laut „Maria, Maria!“. Doch kaum hatte er ihren Namen ausgesprochen, da setzte ein wilder Sturm ein und die Balken des Gerüstes brachen laut zusammen. Hans Puchsbaum versuchte noch geschickt sich am steinernen Kirchturm festzukrallen, aber plötzlich sah er die schreckliche Gestalt des Teufels, der ihn vom Turm schleuderte. Schwer schlug sein Körper auf den Boden. Die Seele des armen Hans Puchsbaum aber verfiel dem Bösen, wie es in dem | + | Besonders traurig machte Hans Puchsbaum aber der Umstand, dass er Maria nicht mehr zu Gesicht bekam. Sie erhielt von ihrem Vater Ausgehverbot und durfte sich unter keinen Umständen mit ihrem Verlobten treffen. Immer wieder stand sie stundenlang an ihrem Fenster und beobachtete die Baustelle am Stephansplatz und hoffte, einmal kurz ihren Verlobten zu Gesicht zu bekommen. Einmal gelang es ihr sich aus dem Haus zu stehlen und sie schlich zur Turmbaustelle. Sie blickte zum Gerüst empor und entdeckte Hans. Auch dieser sah seine wunderschöne Maria am Fuße der Kirche stehen. Voller Freude rief er laut „Maria, Maria!“. Doch kaum hatte er ihren Namen ausgesprochen, da setzte ein wilder Sturm ein und die Balken des Gerüstes brachen laut zusammen. Hans Puchsbaum versuchte noch geschickt sich am steinernen Kirchturm festzukrallen, aber plötzlich sah er die schreckliche Gestalt des Teufels, der ihn vom Turm schleuderte. Schwer schlug sein Körper auf den Boden. Die Seele des armen Hans Puchsbaum aber verfiel dem Bösen, wie es in dem Vertrag besprochen wurde. |
Von diesem Tag an traute sich niemand mehr, auch nur einen einzigen Ziegel für die Turmfertigstellung zu verwenden. Er blieb unvollendet stehen bis zum heutigen Tag. | Von diesem Tag an traute sich niemand mehr, auch nur einen einzigen Ziegel für die Turmfertigstellung zu verwenden. Er blieb unvollendet stehen bis zum heutigen Tag. | ||
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Aktuelle Version vom 4. April 2022, 11:40 Uhr
Die Geschichte spielt im Jahr 1435. Seit 300 Jahren waren die Leute beschäftigt, den Stephansdom zu vollenden. Das prächtige Mittelschiff war schon gebaut und auch der Südturm ragte hoch in den Himmel hinein. Meister Prachatitz war es, der die genialen Pläne für den hohen Turm entwickelte und auch die Bauaufsicht führte. Er war ein älterer Witwer, dessen ganzer Stolz seine wunderschöne Tochter Maria war. Er wohnte mit ihr gegenüber der Stephanskirche und behütete sie sehr.
Einer seiner Gesellen war Hans Puchsbaum. Er kam extra aus Deutschland angereist, um beim Bau des Stephansdomes dabei zu sein. Beliebt war er bei seinen Kollegen, denn er war immer guter Laune und konnte seine Mitarbeiter gut motivieren. Handwerklich war er sehr geschickt, er konnte die schönsten Sandsteinrosetten weit und breit schnitzen. Und auch sein zeichnerisches Talent sprach sich schnell herum, als einmal zufällig einige seiner Pläne sichtbar wurden. Rund um war er ein freundlicher, begabter, junger Mann, der es noch zu viel bringen würde.
Auch Meister Prachatitz war gefangen genommen von Puchsbaums Talent und Charme. Der Meister hatte oft Besprechungen abends nach der Arbeit in seinem Haus und diskutierte mit seinem jungen Angestellten über die weitere Bauplanung des Domes. Oft blieb Puchsbaum auch zum Abendessen. Da lernte er auch Maria, des Baumeisters Tochter, kennen und mit der Zeit auch lieben. Maria wurde von ihrem Vater aber behandelt wie ein Kind und so traute sich keiner der beiden das Thema Hochzeit zu erwähnen. Im Sommer wurde Maria dann zu einer Tante aufs Land geschickt. Ihr Vater meinte, es wäre besser, wenn sie nicht den Sommer in der heißen und staubigen Stadt verbringen müsste. Als sie nach den Ferien zurückkam konnte selbst der Vater nicht mehr übersehen, dass Maria nun eine attraktive junge Frau war. Eines Abends nach einer gemeinsamen Baubesprechung nahm sich Hans Puchsbaum den Mut und bat um Marias Hand. Der Meister Prachatitz war schockiert. Er wollte nicht, dass seine Tochter jetzt schon heiratet und schon gar nicht einen einfachen Arbeiter. Er dachte eher an einen reichen Kaufmann oder an einen berühmten Arzt. Da überlegte er sich einen Trick, um die Hochzeit noch hinauszuzögern.
Er sagte zu dem Brautwerber: „Du kannst Maria, meine Tochter, haben, aber nur wenn du eine Bedingung erfüllst!“ Hans war gespannt und glücklich, dass es bald so weit sein werde. Aber als er dann nach der Bedingung fragte, war er total niedergeschlagen und hoffnungslos. Der Meister verlangte von ihm, dass er den Nordturm innerhalb eines Jahres fertig stellte. Sowohl der Meister als auch Hans wussten, dass dies ein aussichtsloses Unterfangen war. Denn es war unmöglich den Turm innerhalb eines Jahres zu errichten, wo doch der Bau des Südturmes mehr als vier Jahre gedauert hatte. Mit hängendem Kopf verließ der junge Hans das Haus seines Meisters. Er wollte schon seine Wohnung in Wien aufgeben und wieder nach Deutschland ziehen, um seine große Liebe Maria besser vergessen zu können. In diesem Augenblick klopfte ihm ein dunkles, kleines Männlein auf den Rücken. Hans bemerkte sofort, dass mit dieser Gestalt etwas nicht stimmen konnte. Sie trug außerdem nur einen Schuh. Das Männlein fragte: „Ist es erlaubt Sie zu begleiten?“ Hans sagte nur, dass er unglücklich sei und lieber allein wäre. Außerdem vergeude jeder seine Zeit mit ihm, denn ihm war nicht zu helfen. „Das sollte niemand sagen, der noch lebt und noch dazu keiner, der so geschickte Hände hat, wie du“, entgegnete das Männlein. „Sie müssten schon der Teufel selbst sein, vielleicht könnten sie mir dann helfen, den Turm innerhalb eines Jahres zu erbauen“, antwortete Martin, um den Fremden wieder loszubringen. Dieser reagierte aber freudig überrascht und sprach: „Gut gesprochen, Meister Puchsbaum. So nehmen sie also meine Hilfe an? Ich bin doch nicht böse, wenn ich ihnen bei ihrer Arbeit helfen will, oder? Ich garantiere ihnen, dass der Turm noch heuer fertig wird. Eine Bedingung hätte ich natürlich. Ihr dürft im nächsten Jahr niemals den Namen der Gottesmutter Maria aussprechen. Wollt ihr den Vertrag annehmen?“ Hans Puchsbaum dachte sich, dass er die Bedingungen leicht erfüllen konnte und war in Gedanken bei seiner schönen Verlobten. Also schlossen die beiden den Vertrag ab und trennten sich wieder.
Meister Prachatitz konnte es in den nächsten Tagen kaum glauben. Puchsbaum begann tatsächlich mit dem Bau des Nordturmes. Das Gerüst wuchs schnell, Steine wurden geliefert und Mörtel gemischt. Unter allen Arbeitern war Hans der fleißigste. Er gönnte sich keine Pause. Tag und Nacht schuftete er an der Baustelle. Und das fleißige Arbeiten hatte auch sichtbare Erfolge, denn der Turm wuchs von Tag zu Tag. Hans Puchsbaum entwickelte ungeheure Kräfte aber noch eine Veränderung war feststellbar. Er war nicht mehr der fröhliche, positive, junge Mann von einst, nein, er wurde immer schweigsamer und in sich gekehrter. Man konnte ihn kaum mehr in Gesellschaft antreffen, er verbrachte die meiste Zeit alleine auf der Baustelle. Auch die WienerInnen machten sich bereits Gedanken über die Zustände rund um den Stephansdom. So fanden sie es gar nicht gut, dass nun auch sonntags gebaut wurde, denn dieser Tag war reserviert für den Kirchenbesuch. Außerdem vermuteten sie, dass Puchsbaum einen Pakt mit dem Teufel eingegangen war, denn es war schon übermenschlich, wie schnell der Turmbau voran ging.
Besonders traurig machte Hans Puchsbaum aber der Umstand, dass er Maria nicht mehr zu Gesicht bekam. Sie erhielt von ihrem Vater Ausgehverbot und durfte sich unter keinen Umständen mit ihrem Verlobten treffen. Immer wieder stand sie stundenlang an ihrem Fenster und beobachtete die Baustelle am Stephansplatz und hoffte, einmal kurz ihren Verlobten zu Gesicht zu bekommen. Einmal gelang es ihr sich aus dem Haus zu stehlen und sie schlich zur Turmbaustelle. Sie blickte zum Gerüst empor und entdeckte Hans. Auch dieser sah seine wunderschöne Maria am Fuße der Kirche stehen. Voller Freude rief er laut „Maria, Maria!“. Doch kaum hatte er ihren Namen ausgesprochen, da setzte ein wilder Sturm ein und die Balken des Gerüstes brachen laut zusammen. Hans Puchsbaum versuchte noch geschickt sich am steinernen Kirchturm festzukrallen, aber plötzlich sah er die schreckliche Gestalt des Teufels, der ihn vom Turm schleuderte. Schwer schlug sein Körper auf den Boden. Die Seele des armen Hans Puchsbaum aber verfiel dem Bösen, wie es in dem Vertrag besprochen wurde.
Von diesem Tag an traute sich niemand mehr, auch nur einen einzigen Ziegel für die Turmfertigstellung zu verwenden. Er blieb unvollendet stehen bis zum heutigen Tag.