Der liebe Augustin: Unterschied zwischen den Versionen
Gudrun (Diskussion | Beiträge) |
Gudrun (Diskussion | Beiträge) |
||
Zeile 33: | Zeile 33: | ||
*'''<div class="intern">[[Neubau (7. Bezirk)|Zum 7. Bezirk]]</div>''' | *'''<div class="intern">[[Neubau (7. Bezirk)|Zum 7. Bezirk]]</div>''' | ||
*'''<div class="intern">[[Hauptseite|Zur Hauptseite]]</div>''' | *'''<div class="intern">[[Hauptseite|Zur Hauptseite]]</div>''' | ||
+ | |||
+ | [[Kategorie:Sagen aus Wien]] |
Version vom 8. September 2011, 12:16 Uhr
Vor rund dreihundert Jahren gab es in Wien einen Musikanten und Sänger, der Max Augustin hieß. Von seinen vielen Freunden wurde er der "liebe Augustin" genannt. Er wohnte in der Landstraße, war jedoch in ganz Wien bekannt. Mit seinem Dudelsack spielte er in vielen Gasthäusern, sang Lieder, die er selbst verfasste, wobei er das Leben und Treiben in Wien besang.
In der Zeit, in der viele Menschen weder lesen noch schreiben konnten, galt er als Nachrichtenübermittler.
Vorwiegend trat er im "Roten Hahn" auf der Landstraßer Hauptstraße auf, den es heute noch gibt. Oft sang er auch im "Gelben Adler" und im Gasthaus "Zum roten Dachl". An Stelle dieser Gasthäuser befindet sich heute das "Griechenbeisl" am Fleischmarkt.
1697 brach in Wien wieder einmal die Pest aus. Tausende verließen die Stadt, Abertausende starben. Der berühmte Kanzelredner, Pater Abraham a Sancta Clara, redete den Wienern ins Gewissen, die Pest als Strafe Gottes hinzunehmen. Niemand ging mehr ins Wirtshaus, und so war der liebe Augustin plötzlich von seinen Freunden verlassen und saß mit dem Wirt allein im "Roten Dachl". Er war verzweifelt und trank Bier und Branntwein. Letztendlich war er sehr betrunken und sang mit schwerer Zunge noch einmal sein neuestes Lied:
Oh, du lieber Augustin,
s‘ Geld is hin, die Freud is hin,
oh, du lieber Augustin,
alles is‘ hin!
Dann machte er sich schwankend auf den Weg, um durch das Stubentor zu seiner Wohnung auf der Landstraße zu kommen.
Da die Friedhöfe längst zu klein geworden waren, hob man vor der Stadtmauer sogenannte "Pestgruben" aus, in welche die Toten von den "Pestknechten" hineingeworfen wurden. Augustin, voll betrunken, fand den Weg zur Landstraße nicht und fiel in eine offene Pestgrube. So lag er auf den vielen Toten, schloss die Augen und schlief seinen Rausch aus.
Die Morgensonne weckte ihn, und als er seine missliche Lage erkannte, schrie er aus Leibeskräften um Hilfe, bis ihn die Pestknechte befreiten.
Obwohl er die ganze Nacht mit den Pesttoten verbracht hatte, erkrankte er nicht. Er spielte noch viele Jahre in den Gasthäusern, wobei er sein Erlebnis mit der Pest immer wieder besang.
Seither ist der liebe Augustin ein Symbol dafür, dass der Wiener alles überstehen kann. So oft es in Wien Krieg, Not, Hunger und Elend gab, wurde der liebe Augustin als Beweis dargestellt, dass es nach dem "Alles is‘ hin" eine Auferstehung aus der Pestgrube gibt.