Der Wassermann im Wienfluss: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 2. Januar 2020, 12:48 Uhr

Überschwemmung des Wienflusses im Juni 2009 vermittelt einen Eindruck davon, dass die Wien früher ein gefährliches und unberechenbares Gewässer war. - Michael Kranewitter commons.wikimedia.org, CC BY-SA 4.0


Ein Wassermann - Sonja Rieck (Tawnyowl) pixabay.com, CC0 1.0


Der Wassermann bewahrte die Seelen in Gefäßen auf. - Stefan Schweihofer (stux) pixabay.com, CC0 1.0

Vor vielen Jahren hauste einer Sage nach in der Wien ein Wassermann. Er war klein, hatte einen gekrümmten Rücken, tiefliegende Augen und ein blasses Gesicht. Das Männlein trug einen grauen Rock, von dem immer Wasser herabtropfte, einen grünen Hut mit einem schwarzen Band und hohe Röhrenstiefel mit roten Quasten. Seine Haare reichten bis zur Erde hinab. Bei feuchtem Wetter ließ es sich abends auf den Brettern des Wehrs sehen, und dabei schaute es immer hinunter auf den Boden. Es winkte beständig den Leuten und lockte sie dadurch in seine Nähe. Kam ihm einer nahe genug, gab es sich alle Mühe, ihn zu packen und ins Wasser zu ziehen. Solange das Männchen da war, konnte das Wasser nicht austrocknen und auch die Tiefe nicht gemessen werden. Selbst in solchen Jahren, in denen in ganz Wien große Wassernot herrschte, soll es hier viel Wasser gegeben haben.


Das Wassermännlein hatte unter dem Wasser mehrere Zimmer. Darin wohnte es. Die Seelen der Ertrunkenen hatte es in Töpfen aufbewahrt. Den Pferden und Ochsen, die in die Schwemme geführt wurden, tat es nichts zuleide.


Das Wassermännlein lebte lange Zeit im Wasser. Jedes Jahr soll es sich wenigstens ein Opfer geholt haben. Einmal band sich ein mutwilliger Bursche, der nicht schwimmen konnte, mehrere Ochsenblasen um den Leib, und da er jetzt glaubte, er könne nicht untergehen, wagte er sich ganz nahe zu der gefährlichen Stelle hin. Es dauerte nicht lange, so begann er um sich zu schlagen und zu schreien, und gleich darauf ging er unter. Die Leute sagten, der Wassermann habe ihn zu sich hingelockt und ihm dann die Ochsenblasen abgeschnitten.


Als einmal im Herbst die Wien gerade stark angeschwollen war, gingen mehrere Buben zum Ufer hin und wollten das Holz auffangen, das hinabgeschwemmt wurde. Als sie schon nach Hause gehen wollten, sah einer von ihnen eine schöne Gerte daherschwimmen. Er lief auf den kleinen Hügel hinunter, auf dem die andern standen, und wollte die Gerte mit einer Stange herausfischen. Aber sie war zu kurz. So stieg der Bub auf einen Stein, und neigte sich vor. Plötzlich löste sich der Stein und der Knabe stürzte ins Wasser. Die andern sahen dies nicht gleich. Erst als ein Mädchen ausrief: "Schaut den an, der schwimmt!", liefen alle hin und zogen ihn mit viel Mühe ans Ufer.


Sicherlich hatte das Wassermännchen den Buben mit der Gerte herangelockt und später auch den Stein gelockert.

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