Das Haus „Zur güldenen Schlange"
In der Vorstadt St. Ulrich im heutigen 7. Bezirk betrieb der Fleischhauer Christian Winkelmüller ein Geschäft. Er machte sich große Sorgen, denn wie man so hören konnte, stand ein Türkenkrieg vor der Tür. Der Fleischer machte sich Sorgen um seine Frau und wollte sie wegschicken aus Wien. Doch seine Frau wollte in Wien bleiben, auch wenn ihr Mann zur Verteidigung der Stadt einberufen werden sollte. Sie meinte, sie könne immer noch flüchten, wenn es so weit sei.
Der Mann wurde einberufen, seine Frau wollte flüchten, doch es gelang ihr nicht mehr. Sie wurde, genau wie viele andere Wiener auch, gefangen genommen und in das Lager der Türken gebracht. Sie mussten dort hart arbeiten, wurden streng bewacht, doch es geschah ihnen kein Leid.
Eines Tages hörten die Gefangenen die ersten Anzeichen für das Eintreffen des Entsatzheeres. Groß war die Anspannung. Würde es den kaiserlichen Truppen gelingen Wien zu retten? Alles wurde geplündert. Die Fußtruppen nahmen alles mit, was ihnen wertvoll erschien. Von einem Soldaten erhielt Frau Winkelmüller einen schmalen Ledersack, der wie eine Schlange aussah. Diesen nahm sie mit nach Hause.
Als die Frau wieder nach St. Ulrich kam, fand sie ihr Haus und ihre Wohnung zerstört vor. Ihr Mann kehrte zurück und plötzlich fiel ihr Blick auf diesen Sack. Sie öffnete ihn und goldene Münzen fielen heraus. Dieser Sack war eine „Geldkatze“ wie türkische Soldaten ihn in der Schlacht trugen, um ihr Geld zu schützen. Der Fleischer ließ die Münzen bei einem Goldschmied prüfen. Der fand heraus, dass die Münzen aus echtem Gold waren.
Er bezahlte dem Fleischer 1 500 Dukaten dafür. Mit dem vielen Geld konnte sich der Fleischer sein Haus neu bauen und zusätzlich ein anderes Haus kaufen. In dem neuen Haus eröffnete er ein Gasthaus, über dessen Eingang geschrieben stand:
„Dieses Haus steht in Gottes Hand, zur güldenen Schlange ist es genannt.“
Fast 100 Jahre stand das Haus. Als es niedergerissen wurde, erbaute man an seiner Stelle das Schulhaus in der Burggasse Nr. 16.